8 Hirsch To Go     16.-18. April 2010
Junge Forschung zu Mesoamerika in Hamburg
   
Sarah Albiez Die Tarasken Abstract
Dr. Erik Boot Chichen Itza: A Maya City Transformes... By the Maya Abstract
Christian Brückner Grabräuber, Gürteltiere und Gelehrte - Die archäologische Ersterkundung einer neu entdeckten Maya-Stätte in Belize Abstract
  Gold als Medizin – von der unheilbaren Krankheit der spanischen Eroberer Abstract
Julia Dietz Rabinal Achi: eine theaterwissenschaftliche Perspektive
Lars Frühsorge … und schon wieder (k)ein Weltuntergang: Das „Phänomen 2012“ und die Maya Abstract
Dr. Daniel Graña-Behrens Die Wiedergeburt der klassischen Maya und die Vorstellung zu Tod und Wiedergeburt aus Sicht der Inschriften von Palenque Abstract
Sven Gronemeyer Die Embem-Glyphen - Politische (Selbst-) Darstellung der Klassischen Maya (Statements of Identity - Emblem Glyphs in the Nexus of Political Relations) Abstract
Prof. Dr. Nikolai Grube Am Rande des Abgrunds: Endklassik und Kollaps der Maya-Städte im Süden von Campeche Abstract
Dr. Claudine Hartau Menschenopfer bei den Azteken
Miriam Heun Die Keramikfiguren von Teotenango – Kinderspielzeug oder Ritualgegenstand? Abstract
Annette Kern Schwangerschaft und Geburt im Hochland von Guatemala Abstract
Jenny Lebuhn-Chhetri Hauptdarsteller: 8 Hirsch Jaguarkralle Abstract
Sabine Matheus Singen, um zu tanzen: Über die Bedeutung von alabanzas für die Überlieferung der Tanztradition der Concheros Abstract
Thomas Muno „Tecnología y cultura maya son compatibles“: Repräsentation von Mayakultur auf Internetseiten guatemaltekischer Mayaorganisationen. Abstract
Monica Pacheco Die archäologische Maya-Sammlung des Museums für Völkerkunde Hamburg Abstract
Christin Podeyn Das Maya-Haus: Ein Auslaufmodell? Abstract
Dr. Elke Ruhnau Die Nahuatl Literatur Neu Spaniens im 16. Und 17. Jahrhundert: Lateinisches Alphabet und europäische literarische Genres um Dienste der indigenen Identität Abstract
Dr. Hedda Scherres Ein Geschenk an die Götter: las danzas Abstract
Monique Schuster Ethnographische Untersuchungen unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten: Die Forschungen und Reisen Franz Termers Abstract
Prof. Dr. Ortwin Smailus Neue Themen zu Mesoamerika
Dr. Estella Weiss-Krejci Tote-Körper Politik bei den spätklassischen Maya Tikals Abstract
Dipl. Inf. Ulrich Wölfel Die alten Ansiedlungen von Chacula, revisited Abstract

Die Tarasken
Sarah Albiez, Bonn

Zum Zeitpunkt der spanischen Eroberung gab es auf dem Gebiet des heutigen Mexiko zwei große Reiche, die aneinander grenzten und sich erbittert bekämpften. Doch während fast jeder schon einmal von den Azteken und ihrem Tributimperium gehört hat, sind die Tarasken auch Mexiko-Interessierten weitgehend unbekannt und selbst in der Forschung bislang stark vernachlässigt worden. Dabei waren sie den Azteken trotz der geringeren Größe ihres Reiches militärisch überlegen und konnten von diesen bei ihren zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen nie besiegt werden. Gleichzeitig sind die westmexikanischen Kulturen, insbesondere die Tarasken, ein wichtiges Gebiet vorspanischer politischer Entwicklung und kulturgeschichtlich von großer Bedeutung, denn zum einen gehören die Tarasken eindeutig zu den mesoamerikanischen Hochkulturen, zum anderen weisen sie einige kulturelle Elemente auf, die sie von den anderen mesoamerikanischen Kulturen unterscheiden.
Der Vortrag gibt einen Überblick über die Entwicklung des multiethnischen taraskischen Staates und sein Funktionieren zum Zeitpunkt der spanischen Eroberung. Außerdem wird ein kurzer Überblick über Gesellschaftsstruktur und Religion der Tarasken gegeben und der interessante Aspekt der Beziehungen zu anderen Völkern in- und außerhalb Mesoamerikas angerissen.

Die Referentin promoviert zu den Außenbeziehungen der Tarasken an der Universität Bonn. Oben

Freitag, 16.4.10, 17:30-18:00 Uhr Zum vollständigen Programm

Chichen Itza: A Maya City Transformed ... By the Maya
Dr. Erik Boot, Leiden

For many years both general and professional publications suggested that Chichen Itza was rebuilt after a Toltec invasion.
Employing recent research on the chronology of this archaeological site in Yucatan, Mexico, it will be argued that Chichen Itza was a late Classic Maya city transformed by its Maya population. In this transformational process, elements of central-Mexican architecture and iconography were integrated into an eleborate building program circa AD 800-1000, the result of which is the Great Plaza with its range of buildings, for instance the Temple of the Warriors, El Castillo, and the Great Ballcourt. Oben

Freitag, 16.4.10, 19:00-20:00 Uhr Zum vollständigen Programm

Grabräuber, Gürteltiere und Gelehrte - Die archäologische Ersterkundung einer neu entdeckten Maya-Stätte in Belize
Christian Brückner

Seit die beiden Forschungsreisenden John Lloyd Stephens und Frederick Catherwood von 1839 bis 1841 über 40 Stätten der Maya besuchten und ihre Eindrücke für eine begeisterte Öffentlichkeit publizierten, haben Generationen von Wissenschaftlern die Kultur der Maya intensiv erforscht. Sie haben eine Fülle von Erkenntnissen erbracht, die uns mittlerweile eine vollkommen veränderte Sicht auf diese faszinierende Kultur ermöglichen. Unermüdlich wurden und werden in akribischer, langwieriger Arbeit Geheimnisse entschlüsselt und die Ergebnisse langsam zu einem großen Mosaik zusammengefügt. Der überwiegende Teil der Glyphen in den Inschriften der klassischen Maya gilt mittlerweile als entschlüsselt, viele Zentren der Maya sind erforscht und für die Öffentlichkeit zugänglich. Dennoch gibt es noch viele ungeklärte Fragen, und die Forschung zu den Maya ist, ungeachtet der bisherigen Erfolge, keineswegs abgeschlossen. Auf viele Stätten wartet weitere Forschungsarbeit, und zusätzlich werden noch immer neue Siedlungen der Maya entdeckt. Ein Beispiel hierfür bietet eine Stätte der Maya in Belize, die trotz Forschungen in diesem Gebiet in den 1950er und 1990er Jahren vollkommen unbeachtet blieb. In den letzten zwei Jahren wurde die Stätte erstmalig erkundet. Trotz der technischen Mittel des 21. Jahrhunderts und ungleich komfortableren Möglichkeiten, was Reisen und Aufenthalt betrifft, die uns heute im Vergleich zu Stephens und Catherwood zur Verfügung stehen, bleibt die Erkundung einer Maya-Stätte inmitten des Regenwalds ein Abenteuer mit großen Strapazen und Herausforderungen. Der Vortrag zeigt exemplarisch, wie man sich die Erkundung einer Maya-Stätte von den ersten Begehungen bis zur Erstellung eines Site-Plans vorstellen kann. Oben

Freitag, 16.4.10, 18:00-18:30 Uhr Zum vollständigen Programm

Gold als Medizin – von der unheilbaren Krankheit der spanischen Eroberer
Christian Brückner

"Und ich habe aber all mein Lebtag nichts gesehen, das mein Herz so erfreuet hat als diese Ding… Ich bin wahrhaft nicht fähig all dem, was ich dabei gedacht habe, Ausdruck zu verleihen."

Diese Worte schrieb Albrecht Dürer über die Schätze, die der spanische Eroberer Hernán Cortés aus der Neuen Welt an Kaiser Karl V. hatte schicken lassen, und die Dürer im Jahr 1520 in Brüssel bewunderte. Dürer, als europaweit führender Fachmann in Sachen Kunst mit der Gunst Karls V., und in dritter Generation der Dürer-Familie gelernter Goldschmied, wusste, wovon er sprach.

Die kostbaren und kunstvollen Geschenke, vor allem jene aus Gold, die die Spanier seit ihrer Ankunft als eine Art diplomatische Note erhielten, faszinierten und ermutigten Hernán Cortés und seine Gefolgsleute, immer weiter dorthin vorzudringen, wo nach Behauptung der Einheimischen die Quelle dieser unermesslichen Reichtümer lag: in die Hauptstadt der Mexica, Tenochtitlán, Regierungssitz des mächtigen Herrschers Moctezuma II., reiche Metropole und Zentrum des Aztekischen Reiches.

Der Vortrag zeichnet die Geschichte der Eroberung Mexikos nach und zeigt auf, wie verhängnisvoll sich die Diplomatie mit kostbarem Kunsthandwerk aus feinen Stoffen, seltenen Federn, Jade, und Gold für die Menschen Zentralmexikos auswirkte. Wie unterschiedlich dabei die Wertevorstellungen der Indigenen Mesoamerikas und der Europäer gerade in Bezug auf Gold waren, wird an ausgewählten Kunstwerken deutlich. Oben

Samstag, 17.4.10, 13:50-14:10 Uhr Zum vollständigen Programm

… und schon wieder (k)ein Weltuntergang: Das „Phänomen 2012“ und die Maya
Lars Frühsorge

Vulkane brechen aus, Städte versinken in der Erde und Berge werden vom Meer überspült. Durch Presseberichte, Filme und Internetseiten verbreiten sich in letzter Zeit verstärkt apokalyptische Prophezeiungen für den 21. Dezember 2012, den Tag, an dem der Mayakalender sein Ende finden soll. Pseudo-Archäologen spekulieren über das astronomische Wissen der Maya und Esoteriker schreiben Bücher über ihre Drogenvisionen von Mayagöttern und Königen. Doch was ist dran an dem Datum 2012? Welche Vorstellungen hatten die alten Maya von Raum und Zeit? Und was berichten die Hieroglyphentexte über die Zukunft wirklich? Wie konnte sich aus diesem Wissen das heutige „Phänomen 2012“ entwickeln? Wie entstehen und wie verbreiten sich diese Theorien? Und was denken die heutigen Maya über 2012? Um all diese Fragen soll es in dem Vortrag gehen. Anstatt aber zu den verschiedenen Theorien und Deutungen Stellung zu beziehen, soll 2012 als ein kulturelles Phänomen analysiert werden, das mehr über uns selbst aussagt, als über die Mayakultur und dass trotzdem auch für die heutigen Maya zunehmend an Bedeutung gewinnt. Oben

Sonntag, 18.4.10, 15:25-15:55 Uhr Zum vollständigen Programm

Die Wiedergeburt der klassischen Maya und die Vorstellung zu Tod
und Wiedergeburt aus Sicht der Inschriften von Palenque

Dr. Daniel Graña-Behrens, Frankfurt

Palenque in Chiapas, Mexiko, zählt zu den bedeutendsten klassischen Maya-Stätten und ist der Ort durch den die klassischen Maya (300 bis 1000 n. Chr.) seit dem 18. Jahrhundert ein Gesicht erhielten. Aber über diese Art von moderner Wiedergeburt der klassischen Maya hinaus - die im Vortrag gestreift werden soll - geben die Inschriften des Ortes selbst auch einen Blick in die Vorstellungen von Tod und Wiedergeburt der Maya frei.
Dies soll im zweiten Teil des Vortrags erörtert werden. Oben

Sonntag, 18.4.10, 13:30-14:00 Uhr Zum vollständigen Programm

Die Embem-Glyphen - Politische (Selbst-)Darstellung der Klassischen Maya (Statements of Identity -  Emblem Glyphs in the Nexus of Political Relations)
Sven Gronemeyer

Emblem-Glyphen haben in den Inschriften der Klassischen Maya eine große Bedeutung: sie bezeichnen einen oder mehrere Orte oder eine Region, über die als politische Einheit regiert wird. Somit beinhalten sie wichtige Aussagen in gesellschaftlicher Hinsicht – sowohl im Hinblick auf die internen Verhältnisse in einem Herrschaftsgebiet als auch für die Außenbeziehungen einer politischen Einheit. Allerdings weisen einige Emblem-Glyphen ungewöhnliche Muster in Bezug auf ihre Verteilung im Gebiet der Klassischen Maya auf.
Die Ansicht, dass es sich hierbei bloß um eine territoriale Referenz handelt, mag in Bezug auf die gesellschaftlich-politische Dimension von Emblemen daher zu kurz gegriffen sein. Dank einiger entscheidender Texte sind die Muster in der Verteilung und der Nutzung von Emblem-Glyphen nun wesentlich besser erklärbar.

Dieser Vortrag wird argumentieren, dass Embleme als interne Identifikatoren für die
jeweilige herrschende Elite eines Ortes dienen. Darüber hinaus werden in den Inschriften durch die gezielte Anwendung von Emblemhieroglyphen interessante Aussagen getroffen, die uns viel über die politischen Verhältnisse der Klassischen Maya verraten, wie beispielsweise:

  • Die gemeinschaftliche Nutzung eines Emblems sowohl im zentralen Tiefland, in Tikal, und dem südwestlich gelegenen Dos Pilas, als auch im Westen des Gebiets der klassischen Maya (Palenque, Tortuguero und Comalcalco).
  • Die Kombination von zwei unterschiedlichen Emblemen in Yaxchilán, Cancuén und Machaquilá.
  • Die Nutzung und Migration von Emblemen zwischen den Maya-Zentren Calakmul, Dzibanché und Oxpemul.

Diese Beispiele geben Antworten auf wichtige Fragestellungen: Wie etwa formte die Selbstdarstellung einer herrschenden Schicht politische Einheiten, wie schuf sie Beziehungen
und erzeugte Abgrenzungen? Die Prozesse hinter der Entstehung, der Verteilung und auch der Auslöschung von Emblemen sagen uns nicht nur etwas über die Personen, die sich auf dieses Emblem beziehen, sondern auch über den Aufstieg und Fall der Städte, die sie beherrschten. Oben

Samstag, 17.4.10, 12:00-12:30 Uhr Zum vollständigen Programm

Am Rande des Abgrunds: Endklassik und Kollaps der Maya-Städte im Süden
von Campeche

Prof. Dr. Nikolai Grube

Der Zusammenbruch der klassischen Mayakultur und das Verlassen der Städte im 8. und 9. Jahrhundert n. Chr. gehören noch immer zu den großen Rätseln der Archäologie. Eine ganze Zivilisation, so hat man den Eindruck, sei innerhalb von wenigen Jahren verschwunden. Seit Jahrzehnten befassen sich Forscher mit dem Maya-Kollaps, und die Erklärungsansätze sind Legion. Viele der gegenwärtig diskutierten Theorien über den Maya-Kollaps sind jedoch zu global und zu wenig präzise, um den unterschiedlichen lokalen Entwicklungen in der Endklassik, also den letzten 150 Jahren der klassischen Maya-Kultur gerecht zu werden. Neue Erkenntnisse über den Maya-Kollaps können nur in präzisen Einzelstudien gewonnen werden, welche sich Transformationsprozessen in bestimmten Regionen zuwenden und die Veränderungen in den Mensch-Umwelt-Beziehungen, aber auch den sozialen Strukturen und den politischen Netzwerken der Spätzeit der Klassischen Maya-Welt genau datieren und kartieren. Das Grabungsprojekt der Universität Bonn in Uxul, aber auch das regionale Survey-Projekt von Iván Sprajc in der Biósfera von Calakmul können viele neue Einsichten in den Zusammenbruch der Staaten der Maya liefern. So können wir zum Beispiel den Zerfall der königlichen Herrschaft nachvollziehen, aber auch beobachten, dass der Kollaps nicht zu einer völligen Entvölkerung der Städte führte. An einigen Orten der Untersuchungsregion lässt sich die Anwesenheit von Bevölkerung bis in die Kolonialzeit hinein nachweisen. Oben

Samstag, 17.4.10, 10:45-11:15 Uhr Zum vollständigen Programm

Die Keramikfiguren von Teotenango – Kinderspielzeug oder Ritualgegenstand?
Miriam Heun, Hamburg

Die archäologische Stätte Teotenango liegt auf einer erkalteten Lavazunge des Vulkans Nevado de Toluca und befindet sich im gleichnamigen Tal, im heutigen Bundesstaat Mexiko.
Ein Teil der abwandernden Bevölkerung von Teotihuacan ließ sich am Fuße der Lavazunge – Cerro Tetepetl – nieder und gründete dort um 600 n. Chr. die dörfliche Ansiedlung Ojo de Agua. Um 750 n. Chr. erbauten sie oberhalb des Hügels die ersten Zeremonialbauten.
Viele Einflüsse anderer Kulturen (Teotihuacan, Coyotlatelco und später der Tolteken und Azteken) prägen z.B. die Architektur und die Keramik.
Diese verschiedenen kulturellen Einflüsse spiegeln sich auch in den Keramikfiguren wieder, die im Rahmen meines Magisterprojektes zum ersten Mal seit den Ausgrabungen in den 1970er Jahren bearbeitet werden. Ziel dieser Arbeit ist die stilistische Analyse und Klassifikation der Figurinen. Im Rahmen der Tagung werden einige besondere Exemplare aus verschiedenen Epochen vorgestellt und deren wahrscheinliche Funktion erläutert. Oben

Samstag, 17.4.10, 13:30-13:50 Uhr Zum vollständigen Programm

Schwangerschaft und Geburt im Hochland von Guatemala
Annette Kern, Hamburg

Die Maya im Hochland von Guatemala haben sehr viele verschiedene Vorstellungen über den Themenkomplex „Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt“. Diese unterscheiden sich teilweise erheblich von unseren westlich orientierten. Die Schwangere befindet sich in einer besonderen Situation, in der sie und ihr ungeborenes Kind zum einen sehr anfällig für bestimmte Krankheiten sind, zum anderen stellt die werdende Mutter, die in manchen Regionen Guatemalas in dieser Zeit als unrein gilt, eine Gefahr für andere, besonders für Kinder, dar. Hebammen, comadronas oder auch parteras genannt, die zu den traditionellen Spezialisten zählen, bringen nicht nur das Baby auf die Welt, sondern kümmern sich auch vor und nach der Geburt um Mutter und Kind.
Im Rahmen meines Vortrages möchte ich einige dieser Konzeptionen vorstellen und die Arbeit der comadronas näher beleuchten. Oben

Samstag, 17.4.10, 14:10-14:30 Uhr Zum vollständigen Programm

Haupdarsteller: 8 Hirsch Jaguarkralle
Jenny Lebuhn-Chhetri, Hamburg

Der Vortrag wird einen Überblick über die mixtekischen Codices, wunderschöne präkolumbische Bilderhandschriften aus dem Raum Oaxaca (Mexiko) vermitteln und die Person 8 Hirsch als Protagonisten vorstellen.
Zu den Codices der mixtekischen Region werden 7 Handschriften gezählt, die sich in Stil und Inhalt ähneln. Fast alle enthalten Teile der Herrschaftsgeschichte von Tilantongo, einem postklassischen Kleinstaat in den Hochebenen von Nordwest-Oaxaca.
Bei 8 Hirsch handelt es sich um eine der populärsten Figuren Mesoamerikas. Im Kleinstaat Tilantongo lebte er im 10. oder 11. Jh. ein von Eroberung, Machtkampf und Verschwörungen bewegtes Leben, wie uns die Bilderhandschriften aufzeigen. Anhand der Abbildungen im Codex Nuttall werden die spannendsten Episoden seines Lebens vorgestellt, die meist nicht ohne Blutvergießen von statten gingen. Wie viele Geschwister hatte er? Wieso gab ihm ein Nasenpflock die Berechtigung zu herrschen? Und was war da eigentlich im Schwitzbad los? Dies sind einige der Anhaltspunkte, die in seinem Lebenslauf vorkommen und welche die Zuhörer des Vortrags erwartet.
Die Ausführlichkeit, mit der er in den verschiedenen Bilderhandschriften beschrieben wird macht ihn zu einer besonderen Figur, sowohl für die mixtekische Geschichtsschreibung, wie auch für die Mesoamerikanistik an sich und ist somit ein würdiger Namensgeber der Tagung. Oben

Sonntag, 18.4.10, 10:15-10:35 Uhr Zum vollständigen Programm

Singen, um zu tanzen: Über die Bedeutung von alabanzas für die Überlieferung der Tanztradition der Concheros
Sabine Matheus, Hamburg

Allen, die bereits in Zentralmexiko waren, sind sie wahrscheinlich schon begegnet: Die Tänzerinnen und Tänzer, die mit Fußrasseln und Federschmuck bestückt im Kreis um die Trommel(n) und das Räuchergefäß als Zentrum unermüdlich tanzen. Hierbei handelt es sich nicht um eine Touristenattraktion, sondern um eine seit Jahrhunderten weitergegebene Tradition.
Die Tänze am Tage in der Öffentlichkeit sind jedoch nur eine Seite dieser dualistischen Tanztradition. Was man nicht sieht, ist der Teil der Zeremonien, der bei Nacht im eher privateren Rahmen stattfindet und bei denen die Beteiligten mit einer von Gesang begleiteten Blumenarbeit Gott, Maria und andere göttliche Konzepte verehren und ihnen für ihren Beistand danken.

In diesem Vortrag soll es um diese alabanzas gehen, die während der Zeremonien gesungen werden. Was zunächst wie rein katholische Gesänge anmutet (die es auch gibt), entpuppt sich bei näherem Hinsehen als eine Reihe von Hinweisen für den Ablauf der Zeremonien. Durch die vielen Wiederholungen bei den Wechselgesängen, bei denen der Refrain jeweils von allen Anwesenden gesungen wird, kennen die Beteiligten nach wenigen Zeremonien bereits ein stattliches Repertoire an alabanzas (am ehesten als gesungene Gebete zu übersetzen) und wissen sie in den Kontext der Zeremonie einzuordnen.
Im Vortrag werden die verschiedenen Kategorien der alabanzas und ihre Stellung innerhalb der Zeremonien vorgestellt sowie ein paar weitere Aspekte aufgeworfen, die vermuten lassen, dass die Gesänge eine wesentliche Strategie zur Überlieferung dieser Tradition darstellen.

Mit Livemusik. Oben

Samstag, 17.4.10, 15:05-15:25 Uhr Zum vollständigen Programm

„Tecnología y cultura maya son compatibles“: Repräsentation von Mayakultur auf Internetseiten guatemaltekischer Mayaorganisationen.
Thomas Muno, Hamburg

Es erscheint oft nicht sinnvoll, von einer klar abgrenzbaren, von unveränderlichen Charakteristika geprägten, statischen „Mayakultur“ zu sprechen. So lässt sich in Guatemala beobachten, dass kulturelle Merkmale von verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren gezielt zur Erschaffung unterschiedlicher Bilder von „den Maya“ eingesetzt werden. Die so entstehenden Repräsentationen dienen dabei zumeist der Verfolgung bestimmter Interessen und Ziele. Im Falle der guatemaltekischen Mayaorganisationen steht dabei häufig die Einforderung konkreter Rechte im Vordergrund, welche der indigenen Bevölkerung nach Beendigung des 36 Jahre dauernden Bürgerkriegs im Friedensvertrag zugesichert wurden. Dabei müssen sie sich mit bestehenden Repräsentationen der indigenen Bevölkerung Guatemalas auseinandersetzen, mit denen über Jahrhunderte deren Ausgrenzung von gesellschaftlicher Teilhabe begründet wurde. Am Beispiel der Internetauftritte von zwei Organisationen soll dargestellt werden, wie deren Ziele und Strategien, sowie die verschiedenen gesellschaftlichen Diskurse die Darstellungen von Mayakultur beeinflussen. Dabei lässt sich beobachten, dass vor allem abhängig vom Hintergrund der jeweiligen Gruppierungen unterschiedliche Bilder von „den Maya“, ihrer Geschichte und Kultur entstehen. Oben

Sonntag, 18.4.10, 15:05-15:25 Uhr Zum vollständigen Programm

Die archäologische Maya-Sammlung des Museums für Völkerkunde Hamburg
Monica Pacheco Silva


Mehrere Jahrzehnte sind vergangen, bis die Maya Sammlung aus dem Archiv geholt wurde. Auf verschiedenen Wegen sind die Objekte ins Museum gekommen, als Geschenk, Spende, Kauf und sogar als Resultat vermutlicher Ausgrabungen.
Der Weg der Sammlung ins Museum und die verschiedenen Objektgruppen werden in diesem Beitrag vorgestellt. Die Objekte der Sammlung bestehen aus Jade, Keramik, Obsidian, Stein, Muscheln und Metall. Besonders interessant sind die Maya-Pfeifen, die die Musik der alten Maya widerspiegeln.
Was bedeutet diese Sammlung für die Maya-Forschung, für das Museum und was berichtet sie über die Maya und die europäischen Sammler selber? Wir hoffen, auf diese Fragen eine Antwort zu finden. Da die Bearbeitung der Sammlung erst vor kurzer Zeit begonnen hat, kennen wir bisher nur die Spitze des Eisbergs. Oben

Sonntag, 18.4.10, 10:55-11:15 Uhr Zum vollständigen Programm

Das traditionelle Mayahaus – ein Auslaufmodell?
Christin Podeyn, Hamburg

Die yukatekische Halbinsel im Südosten Mexikos wird jedes Jahr von Naturkatastrophen wie z.B. Hurricanes und Zyklonen heimgesucht, die im schlimmsten Fall verheerende Schäden in der Infrastruktur und an Gebäuden wie Wohnhäusern verursachen. Aufgrund dessen hat die mexikanische Regierung seit knapp 10 Jahren ein Programm (Fondo Nacional de Desastres Naturales) ins Leben gerufen, welches das Ziel verfolgt, die Folgen von Naturkatastrophen in Form von sowohl präventiver Hilfe als auch nachhaltiger Wiederaufbauarbeit zu begrenzen. In meiner Magisterarbeit beschäftige ich mich mit einem Wohnbauprojekt, dass der yukatekischen Bevölkerung Hilfe durch unter anderem sichere und stabile Wohnhäuser garantiert. Neben den traditionellen Häusern entstehen nun seit einigen Jahren zunehmend diese neuen Häusertypen, die nicht nur das Erscheinungsbild eines Dorfes verändern, sondern auch die Lebensweisen innerhalb der Wohneinheiten beeinflussen.
In meinem Vortrag werde ich den folgenden Fragen nachgehen: wie sieht eigentlich ein traditionelles Mayahaus aus und wie unterscheidet es sich von den modernen Häusern? Welches sind die Vor- und Nachteile dieser Unterschiede, ist die Struktur und Bauweise dieses neuen Häusertyps wirklich effizienter als der alte? Und vor allem, wie wirkt sich diese Veränderung auf das Leben der yukatekischen Bevölkerung aus? Zum besseren Verständnis werde ich Bilder zum Thema aus meinem eigenen Feldforschungspraktikum im Bundesstaat Yucatán zeigen. Oben

Sonntag, 18.4.10, 14:45-15:05 Uhr Zum vollständigen Programm

Die Nahuatl Literatur Neu Spaniens im 16. und 17. Jahrhundert: Lateinisches Alphabet und europäische literarische Genres im Dienste der indigenen Identität
Dr. Elke Ruhnau, Berlin

Als die Spanier Mexiko eroberten und die Kolonie Neu Spanien gründeten, verfügten die Azteken und die anderen nahuatlsprachigen Völker bereits seit Jahrhunderten über eine literarische Tradition. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie in kurzer Zeit die europäische Lateinschrift übernahmen, die sie bei den Spaniern kennengelernt hatten. Etwa Mitte des 16. Jahrhunderts begannen nahuatlsprachige Autoren und Schreiber, Texte auf Nahuatl mit der „neuen“ Schrift abzufassen, und schufen im Laufe der Zeit eine spezifisch indigene Literatur, die sich nicht nur von der vorspanischen unterschied, sondern auch von der europäischen, obwohl sie in beiden wurzelte. In erster Linie wurde diese neue Nahuatl Literatur für ein indigenes Publikum geschrieben, denn sie enthielt spezielle Informationen, die indigene Identität festigen und indigenes Selbstbewusstsein stärken sollten. Oben

Sonntag, 18.4.10, 12:00-12:30 Uhr Zum vollständigen Programm

Ein Geschenk an die Götter: las danzas
Dr. Hedda Scherres, Hamburg

Mexiko bietet eine kaum zu überblickende Vielzahl an traditionellen Tänzen in indigenen Gemeinden. Ausgestattet mit Masken und farbenfrohen Kostümen sind dieses Tänze - meist an den Feiertagen katholischer Heiliger aufgeführt – ein Magnet, der auch viele Touristen aus dem In- und Ausland in die Dörfer zieht. Doch diese Tänze haben nicht nur Unterhaltungswert für die Touristen. Sie haben Wurzeln, die bis in die Kolonialzeit und sogar bis in die vorspanische Zeit zurückreichen. So waren Tänze bereits in vorspanischer Zeit eine Form der Ehrerbietung und des Opfers, das man den Gottheiten entgegenbrachte.

Dr. Hedda Scherres hat ein Jahr in einem indianischen Dorf in Guerrero gelebt und zeigt in diesem Vortrag wie mit den Tänzen viele Elemente der Kosmovision tradiert werden. Oben

Samstag, 17.4.10, 15:25-15:55 Uhr Zum vollständigen Programm

Ethnographische Untersuchungen unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten: Die Forschungen und Reisen Franz Termers in Guatemala
Monique Schuster, Hamburg

Franz Termer, der Gründer der Hamburger Mesoamerikanistik und von 1935 bis 1962 Direktor des Völkerkundemuseums in Hamburg, unternahm in den 1920er Jahren seine erste fast 3,5 Jahre dauernde Exkursion durch Mittelamerika. In dieser Zeit unternahm er 7 Reisen durch Guatemala.
Franz Termer war ein typischer Forscher seiner Zeit. Er hatte zwar das Studium der Geographie absolviert, entdeckte jedoch bald auch sein Interesse für die Altamerikanistik. Somit waren es nicht nur geologische, morphologische, topographische und wirtschaftliche Untersuchungen, die ihn nach Mittelamerika führten.
In diesem Vortrag sollen seine linguistischen, archäologischen, ethnographischen und ethnohistorischen Forschungen vorgestellt werden, die er während seiner Exkursionen durch Guatemala aufzeichnete. Zudem werde ich versuchen anhand einiger prägnanter Beispiele aufzuzeigen, wie Franz Termer die guatemaltekischen Maya in seinen Reiseberichten darstellte und charakterisierte. An dieser Stelle werde ich der Frage nachgehen, inwiefern bei den Beschreibungen der Indigenen Guatemalas neben ethnographischen auch wirtschaftliche Interessen im Vordergrund standen. Forschungen unter ökonomischen Gesichtspunkten – eine Entwicklung, die auch heutzutage wieder den universitären Alltag bestimmt. Oben

Sonntag, 18.4.10, 10:35-10:55 Uhr Zum vollständigen Programm

Tote-Körper Politik bei den spätklassischen Maya Tikals
Dr. Estella Weiss-Krejci, Wien

In Zeiten massiver politischer und sozialer Veränderungen spielen die Überreste von Verstorbenen oft eine wichtige Rolle. Katherine Verdery hat aufgezeigt, wie im postkommunistischen Osteuropa der 1990er Jahre Exhumierung und Wiederbestattung von Toten und ihrer Monumente zur Umstrukturierung der Welt eingesetzt wurden. Bei den spätklassischen Maya scheinen politische Krisen ebenfalls Auslöser für intensive Manipulationen von Toten gewesen zu sein. Vor allem für Tikal ist in der frühen Spätklassik ein gewisser Zusammenhang zwischen rituellen Deponierungen von Überresten toter Körper und Prozessen politischer Neuorganisation nachweisbar. Durch die Wiederbestattung von Toten vergangener Zeiten wurden alte heilige Orte und Ereignisse reklamiert und mit neuer Bedeutung belegt. Die Einführung von bislang nicht dagewesenen rituellen Handlungen und Tote-Körper Ritualen schuf eine neue Beziehung zwischen der Religion und den Herrschern. Oben

Samstag, 17.4.10, 11:30-12:00 Uhr Zum vollständigen Programm

Die alten Ansiedlungen von Chacula, revisited
Dipl. Inf. Ulrich Wölfel, Bonn

Während seiner durch den Herzog von Loubat geförderten Forschungsreise durch Mexiko und Guatemala im Jahre 1896 hielt sich einer der Väter der Mesoamerikanistik, der Berliner Professor Eduard Seler, für zweieinhalb Monate im Nordwesten des Hochlandes von Guatemala - genauer: in der Finca Chacula - auf. Von hier aus unternahm er gemeinsam mit seiner Frau, Caecilie Seler-Sachs, Erkundungen und Ausgrabungen in den alten Maya-Ruinenstätten der Umgebung: Chacula, Uaxac Canal, Quen Santo. Diese wurden in einer umfassenden Monographie publiziert, die eine auch aus heutiger Sicht hervorragende und detailreiche archäologische Dokumentation darstellt.
Seit der damaligen Zeit sind die von Seler beschriebenen Ruinenorte nahezu vollkommen von der Fachwelt ignoriert worden, einzig die Steinfiguren, die der Finca-Besitzer Gustav Kanter aus der Umgebung sammelte und in Chacula zusammentrug, waren Ende der 1970er Jahre Gegenstand einer kleineren Abhandlung des mexikanischen Archäologen Carlos Navarrete. Erst in den letzten vier Jahren stellte der Höhlenforscher James Brady eine Aufarbeitung von Selers Forschungen in den Höhlen von Quen Santo an, ließ hierbei jedoch die zahlreichen Ruinen außerhalb der Höhlen unbeachtet.
Im Jahr 2009 hielt ich mich zu Forschungszwecken in Nenton auf und unternahm mehrere Ausflüge nach Chacula. Hier konnte ich sowohl die von Seler dokumentierten Ruinen besuchen, als auch frisch entdeckte Höhlen, in denen Spuren der Spätklassischen Maya zu finden waren. Mein Vortrag wird die Ruinen von Chacula sowohl aus der Sicht von Eduard Seler als auch im Lichte der aktuellen Mayaforschung betrachten und somit diesen lange vergessenen Ort aus seinem Dornröschenschlaf erwecken. Oben

Sonntag, 18.4.10, 14:00-14:30 Uhr Zum vollständigen Programm

8 Hirsch To Go, Nachwuchstagung, Copyright 2010